Handel heuert Privat-Sheriffs an

Handel heuert Privat-Sheriffs an

Michael BERGER – 03.11.2014 – kurier.at |


Weihnachtsgeschäft. Juweliere engagieren bewaffnete Securitys. Sicherheitsdienste und Detekteien boomen

Während vorweihnachtliche Stimmung Kunden in Kauflaune bringen soll, rüstet der Handel hinter den Kulissen im großen Stil auf. Denn Diebe und Räuber gehen bevorzugt in der Adventzeit auf Beutezüge.

„Ab November boomt das Geschäft mit Detektiven und Securitys. Die Nachfrage ist so groß, dass wir Schwierigkeiten haben, genug Personal stellen zu können“, erklärt Walter Pöchhacker, Chef einer der größten Privatdetekteien Österreichs. Mitarbeiter seines Unternehmens überführten in 25Jahren 114.371 Ladendiebe (Details siehe Grafik). „Der ge­ samte Handel fordert uns an. Das führt vom Juwelier über den Lebensmittelhandel bis zu den Shopping-Tempeln.“

Doch Pöchhackers Detektive haben nicht nur diebische Kunden und organisierte Banden im Auge. Denn im Trubel des Weihnachtsgeschäftes steigt die Zahl der Diebstähle durch das hauseigene Personal merkbar an. Pöchhacker: „Wenn Mitarbeiter stehlen, dann geht das in der Regel richtig ins Geld. Denn sie kennen die internen Mechanismen und haben es auf hochwertige Ware ab gesehen. Der mir bekannte Schadensrekord waren 114.000 Euro in einer Wiener Apotheke. Etwa ein Drittel der Diebstahlsdelikte geht alleine auf das Personal.“


„Wenn Mitarbeiter stehlen, dann geht das richtig ins Geld. Der Rekordschaden war 114.000 Euro.“ Walter Pöchhacker, Detektiv Legende


Hochgradig nervös sind auch Österreichs Juwelen-, Schmuck- und Uhrenhändler. Denn in der Vorweihnachtszeit präsentieren Juweliere – speziell in den Top­Lagen – ihre Spitzenware. „Die gelagerten Sachwerte sind jetzt etwa zwischen zehn und 15 Prozent höher als im restlichen Jahr’“, bestätigt Hans Joachim Pinter, Bundesinnungsmeister der Goldschmiede und des Uhrenhandels. Er selbst hat ein Geschäft im burgenländischen Gols. 60.000 Euro investierte der Goldschmied in die Sicherheit seines Standortes: „Videoüberwachung, Panzerglas und Zutrittsschleusen gehören bei Juwelieren, von Wien bis Bregenz mittlerweile zum Standard. Diese Maßnahmen kosten schon an die 100.000 Euro.“ Erst vergangenen Donnerstag schulte die Exekutive in Eisenstadt Juweliere zum Thema Raubüberfälle ein. Denn das richtige Verhalten kann im Ernstfall Leben retten. Ähnliche Veranstaltungen gab es in allen Landeshauptstädten.


„Manche Kunden wollen bewaffnete Securitys in eleganten Maßanzügen.“ Raminud Paris, Hellwacht Verkaufsdirektor



Abschreckung wirkt
Doch die Schmuck-Branche mit bundesweit 4000 Geschäften setzt neben teurer Technik neuerdings auf sogenannte Doormen privater Sicherheitsdienste. „Manche Kunden wollen sogar bewaffnete Securitys in eleganten Maßanzügen. Man setzt also nicht nur auf Prävention sondern auch auf wirkungsvolle Abschreckung. In der Advent-Spitze haben wir bis zu 150 Mann im Einsatz“, spricht Raimund Prais, Verkaufsdirektor von Hellwacht von rasant wachsender Nachfrage: „Sogar kleinere Juweliere in Wiens Außenbezirken gehören zu unseren Kunden. Denn die Täter verlagern ihre Beutezüge an den Rand der Städte. Aber auch Lebensmittel- und Bekleidungsketten rüsten vehement auf.“

Keine Spur von Weihnachtsfrieden auch bei der Polizei. Um Langfingern auf Adventmärkten, Einkaufsstraßen und in Öffis das Handwerk zu legen kündigt die Exekutive eine Offensive an. „Unsere Strategie setzt verstärkt auf Zivilbeamte. In Wien werden Plätze und Straßen mit starkem Personenaufkommen verstärkt bestreift. Der Fokus liegt dabei auf Taschen- und Ladendiebstahl.“ Ähnliche Aktionen wurden auch für die größeren Städte in den Bundesländern angekündigt.

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